Über mich


Der Ursprung des im September 1996 eröffneten Museums Zinkhütter Hof ist eine Glashütte, die vermutlich um 1830 errichtet wurde. Erster, dort namentlich bekannter Glasfabrikant war Peter Krings, der unter anderem auch Champagnerflaschen herstellte. 1853 wurde die Glashütte von der Firma "Societé Anonyme de la Manufacture de Glaces d' Aix-la-Chapelle" übernommen, die dort die Produktion von Fensterglas etablierte. 1863 wurde die französische Firma "Saint Gobain" neuer Eigentümer, die im "Schnorrenfeld" einen weiteren Produktionsstandort gegründet hatte. Wann das "Villa" genannte Gebäude, das einst als Verwaltungssitz und Direktorenwohnhaus gedient hatte, errichtet wurde, ist unbekannt. Vermutlich ist das Gebäude aber um 1860 entstanden. 1904 erwarb die Münsterbuscher Zinkhütte das gesamte Areal und richtete in den Gebäuden der früheren Glashütte einen Musiksaal, eine Remise, Pferdeställe, eine Stellmacherei, eine Hufschmiede und eine Sattlerei ein. Später kamen Garagen, Werkstätten, Laborräume und Abstellplätze hinzu: Seitdem ist auch der Name "Zinkhütter Hof" gebräuchlich. 1991 wurden die inzwischen leer stehenden Gebäude von der Stadt Stolberg übernommen und in der Folgezeit umfassend saniert und zum Museum ausgebaut. Verbunden mit der Übernahme der Glashütte durch die örtliche Zinkhütte im Jahre 1904 war auch die Umwidmung der so genannten Villa. Sie diente fortan ausschließlich nur noch dem Wohnen. Stolberger Adressbücher aus den Jahren 1924 und 1930 belegen diese Nutzung. Erst um 1990 wurde die Verwendung als Wohnraum aufgegeben.    

(Toni Dörflinger, Mai 2013)

 Auszug aus einem weiteren Vermerk über die Direktionsvilla des Zinkhütter Hofs von Friedrich Holtz:

 www.stolberg-abc.de/zhh/zhh.htm 

 

Der von der Societè Charleroy gegründete und in den späten 1830er Jahren als Fensterglashütte errichtete Zinkhütter Hof ist ein bemerkenswertes Bauensemble der frühindustriellen Zeit. Der besondere Wert dieser Anlage ergibt sich u.a. aus der wirtschaftshistorischen Relevanz des Standortes. Der Zinkhütter Hof gehörte zu einem stark differenzierten Industriekomplex, der seinerseits Teil eines Industriegürtels gewesen ist, der sich von Aachen über Stolberg bis nach Eschweiler erstreckte und mit Fug und Recht als erste zusammenhängende Industrielandschaft auf deutschem Boden gelten kann.

Während der zum Bau der Hütte erforderliche Erwerb von Grund und Boden im Oktober 1837 abgeschlossen war, zeigt ein Situationsplan des Industriegebietes Münsterbusch vom Mai 1838 lediglich die Fabrikationshalle, die als neue "Glaß Hütte" bezeichnet wurde.

 

Eine im August 1839 von der Gemeinde Büsbach aufgenommene Supplementkarte verzeichnet bereits die gesamte Anlage mit der Fabrikhalle, der 2 1/2-geschossigen Direktionsvilla und dem der eigentlichen Hütte gegenüberliegenden, langgezogenen Baukörper. Im 20. Jahrhundert wurde letzterer bis kurz vor der Eröffnung des Museumsbetriebes (1996) als Wohnanlage für Mitarbeiter der "Stolberger Zink AG" genutzt und galt über Jahrzehnte (fälschlicherweise) als eines der ältesten Beispiele für die frühe Typologie von Arbeitersiedlungen.

 

Die gesamte Baugruppe ist bezüglich ihrer Bausubstanz sowie ihres äußeren Erscheinungsbildes nahezu komplett erhalten geblieben. Insofern kann der Zinkhütter Hof zumindest für Deutschland als einzigartiges Zeitdokument frühindustrieller Zweckarchitektur gelten.

 

Insbesondere im östlichen und westlichen Seitenflügel besticht das Innere des Hauptgebäudes durch die beeindruckende Backsteinarchitektur der als Spitzbogen ausgeführten Pfeiler- bzw. durchbrochenen Tragwerkskonstruktionen.

 

Mit der Errichtung der "Villa" ergab sich aus der Anordnung der einzelnen Baugruppen zueinander letztlich die klassische, traditionelle Form einer Herrenhausanlage. Die herausgehobene und dennoch integrative Lage der "Villa" auf der Zentralachse der Baugruppe visualisiert  und unterstreicht den absoluten Führungsanspruch der damaligen Werksleitung. Ideen zu Entwicklung flacher Hierarchiestrukturen konnten zu dieser Zeit und bei diesen Gegebenheiten schwerlich entstehen.